VON DER BRONZE- UND EISENZEIT BIS HEUTE …

 

Wissenschaftliche Erkenntnisse über das heutige Gebiet des Mönchbruches reichen bis zur Bronze- und Eisenzeit zurück. Südlich und südwestlich des Schlosses befanden sich bronze- und eisenzeitliche Begräbnisstätten, davon sind heute noch etwa 70 Hügelgräber erkennbar, entlang eines alten Fernweges ungefähr in Ost-Westrichtung, der die Hochwasserfreie bewaldete Dünenkette benutzte und auf einen alten Mainübergang bei Flörsheim zielte. 1129 war die erste urkundliche Erwähnung des großen Feuchtgebietes, damals noch unter dem Namen „Fulenbruch“ (= am Faulenbruch), als Kaiser Lothar von Supplinburg dieses an seinen Dienstmann Konrad von Hagen (= `Hain´/`Dreieichenhain´) den Verwalter des großen königlich-kaiserlichen Wildbanns Dreieich, schenkte. Anschließend gelangte das Gebiet in den Besitz des Verwandten Eberhard Waro.

Dieser schenkte am 9. März 1211 das damals aus 720 Morgen bestehende sumpfige Land, den Mönchen des Klostergutes Hassloch, das dem Kloster Eberbach im Rheingau gehörte. Sie nutzten das Gebiet für Viehweiden und zur Holzversorgung, und von ihnen rührt dann auch der volkstümliche Name `Mönchbruch´ her.

Nach dem Hassloch mit dem Mönchbruch, nach einem Zwischenspiel unter den Herren von Falkenstein, schließlich erzbischöflich-mainzerisch geworden war, gelangte der Mönchbruch 1608 durch den Kauf an den Landgrafen von Hessen Darmstadt, vor allem wegen des reichen Wildbestandes. In der Nähe des Mönchbruchs lag schon seit der Karolingerzeit der wichtige Jagdhof Mörfelden der fränkisch-deutschen Könige und Kaiser fast in der Mitte des Wildbaus Dreieich.

Nach dem Ende des 30jährigem Krieges konnten die Landgrafen von Hessen- Darmstadt ihre Jagdrechte, die ursprünglich dem dt. König und Kaiser zustanden, außerordentlich ausweiten. Die Blütezeit der landesherrlichen Jagd lag im beginnenden achtzehnten Jahrhundert, in der Zeit von Landgraf Ernst- Ludwig (1688-1739) und Ludwig VIII (1739-1768).

Landgraf Ernst-Ludwig (1688 – 1739) führte die im damaligen absolutistischen, Vorbild gebenden Frankreich so beliebte Parforcejagd (berittene Hetzjagd mit abgerichteter Hundemeute) 1708 am Darmstädter Hof ein, jedoch nicht zur Freude aller. Für Hetzjagden mit bis zu hundert berittenen Jägern und Hundemeuten englischer Herkunft eignete sich das flache Gelände des Mönchbruchs besonders gut, wenn es durch Schneisen erschlossen wurde: Reste der vom damaligen Jagdschloß Mönchbruch sternförmig ausstrahlenden Schneisenanlagen (etwa Achtstaudenschneise oder Mönchbruchallee) die auch deutlich zu erkennen waren.

Zwischen 1730 und 1732 ließ der Landgraf vom Baudirektor Oberst Helfrich Müller das Jagdschloss erbauen. Es ist ein für seine Zeit typisches Jagdschloss. Kurz vorher und gleichzeitig entstanden zwei weitere größere `Jagdhäuser´ im Norden Darmstadts: Wolfsgarten
(bei Langen) und Wiesental (bei Mörfelden).

Ab dem 17. Jahrhundert entwickelte sich in Frankreich der Baustil des maison de plaisance, der im 18. Jahrhundert zum beherrschenden Thema wurde. Die wesentlichen Merkmale dieser Architekturgattung sind folglich ihrer Lage in freier Natur – ein Ort der Muße ohne ökonomischen Nutzen. Hierbei ging es um die völlige Auflösung des geschlossenen Baukörpers. Wesentlich dabei ist eine strikte Trennung der Wohngebäude und des Ökonomiebereiches von dem auch kennzeichnend sind das franz. Mansarddach und die Vermeidung von Sichtfachwerk.

Das Jagdschloß Mönchbruch bestand ehemals aus 6 Pavillons und einem U-förmigen Ökonomiegebäude. Die im 19. Jahrhundert abgerissenen 3 Pavillons beherbergten den hohen Adel, die Familie des Landgrafen und seine Gemahlin oder diejenige, welche er wie eine Gemahlin liebte.

Sie waren die schönsten und größten mit einem Festsaal zur Landschaft hin, in welchem ein Ballett und andere Lustbarkeiten abgehalten wurden. Die drei zum Wirtschaftshof hin gelegenen Pavillons, die stärker der Belästigung durch die vielen Tiere im Schloss ausgesetzt waren, waren dem niederen Adel und den hohen Beamten vorbehalten. Für die gesamte Innenausstattung wurden 6000 Gulden ausgegeben. Maßgeblich für die Gestaltung war der Maler Zacharias Sonntag, seine Tapetenbilder kann man heute im Museum Jagdschloß Kranichstein bewundern, wo alle Kunstschätze aus Mönchbruch hinkamen. Nach dem Ende der großen Jagden im 18. Jahrhundert, die zunehmend als schädlich und teuer angegriffen worden waren, wurde es still um Mönchbruch und das Schloss verfiel mehr oder weniger. 

Bereits nach 1836 wurden die drei schönsten Pavillons, also die Herrenhäuser, zum Abbruch versteigert. Die neuen Eigentümer hatten zwischen 635 und 2225 Gulden dafür bezahlt. Zwei Häuser gingen nach Groß-Gerau und eines nach Bischofsheim, wo die Häuser, Fachwerkkonstruktionen wieder aufgestellt wurden. Um die verbliebene Schlossanlage Mönchbruch vor dem völligen Untergang zu bewahren, nahm sich Großherzog Ludwig III, der im Revolutionsjahr 1848 an die Regierung kam, des Schlosses an und ließ es 1855 wieder herstellen.

Im westlichen der drei noch erhaltenen Pavillons wurde der Oberförster samt Forstamt untergebracht. Das mittlere Gebäude diente dann als das neuerliche Jagdschloß, das östliche Gebäude als Kavaliersbau. Die Dienerschaft musste Unterkunft in den Mansarden des Stallgebäudes beziehen, das in seiner langen zentrierten Südfront heute nachträglich mit sichtbarem Fachwerk die neu durch das Feuchtgebiet angelegte Landschaft Rüsselsheim – Mörfelden flankiert.

Das Forstamt behielt seinen Sitz bis zum 01. April 1931im Schlossareal. 1932 bezog der unter Reichskanzler Heinrich Brüning eingeführte Freiwillige Arbeitsdienst im Mönchbruch Quartier, unter den Nationalsozialisten dann der Reichsarbeitsdienst. 1952 erfolgte eine Sanierung des Wirtschaftsgebäudes und nach der Privatisierung wurde es als Altersheim genutzt.

Ab 1988 wird das einst landgräfliche Schloss ein Notaufnahmelager für Asylsuchende. In den folgenden 6 Jahren finden hier weit über 12.000 Personen ein Heim. Durch die geänderte Asylgesetzgebung und dem damit verbundenen Rückgang asylsuchender wird das Heim nicht mehr benötigt und bis zur Schließung als Wohnheim für Arbeiter genutzt.

Heute befinden sich im Schlosstrakt moderne Hotelzimmer und das Standesamt, das – zusammen mit dem angrenzenden Schlosspark – für Hochzeitsfeiern genutzt werden kann.

ZUR GESCHICHTE DER LANDSCHAFT UM DAS JAGDSCHLOSS UND DIE MÜHLE IN MÖNCHBRUCH

(anhand von alten Wegführungen und Grenzverläufen) von Prof. Dr. Ernst Erich Metzner

Das Gebiet um die eindrucksvollen Reste des landgräflich hessischen Jagdschlosses Mönchbruch des 18. Jh.s und um die weitgehend erhaltene ältere Mühle aus dem 17. Jh. und ihre stimmigen Fachwerk-Zubauten, das heutige gediegene Landhotel in seiner unerwarteten Abgeschiedenheit, stellt seit langem ein beliebtes Ausflugziel für die gesamte Umgebung dar; der Bereich von Schloss und Mühle zählt heute weitgehend zur Mörfelder Gemarkung.

Höchst bemerkens- und besuchenswert ist in der unmittelbaren Umgebung des Schlosses in Richtung Norden und Nordosten , von diesem aus unmittelbar einzusehen, das weithin sich erstreckende offene Gelände der Mönchbruchwiesen, die sich nach Nordosten entlang des Gundbach Richtung Gundhof ( an der Stelle eines verschwundenen Dorfes Gundheim ) bzw. Walldorf hinziehen, im Osten durch das interessante Feuchtwaldgebiet `Schlichter`. Im Wiesengelände erkennbar neben modernen, gradlinigen Entwässerungsgräben noch alte Verläufe des Gundbachs, der nicht immer den heutigen graden kanalisierten Verlauf hatte. Zeitweilig ist er entlang des Schlichters vorzeitig in den von Mörfelden her kommenden Geräthsbach geleitet worden, um der nach 1608 neu erbauten landgräflichen Mönchsbruchmühle, die seit dem Anfang des 20. Jh.s außer Betrieb ist, genügend Wasser zuzuführen. Von Norden stößt die Startbahn 18 West – von fern erkennbar an den startenden Flugzeugen – bis an das nördliche Wiesengelände vor und teilt den ursprünglich geschlossenen Wald nördlich des Wiesengürtels in zwei Teile, auch das alte Wegenetz unterbrechend.

Das Wiesengebiet im Umkreis des Jagdschlosses und der Mühle ( mit einzelnen Stücken von Feld ) ist wohl der Rest einer alten Dorfwüstung , *Eichen´( bzw. älter wohl ,*Eichheim´) mit dem zugehörigen Feld, deren alte Grenze der im Norden im weiten Bogen durch den Wald um die Mönchbruchwiesen verlaufende `Eichenrainweg` (= Grenzweg des Orts `Eichen´) und im Wald Schlichter im Osten die Hochschneise war; später, nach einer erschließbaren Verkleinerung der Gemarkung um das spätere Schloss, stellte der südlicher konzentrisch verlaufende `Loogweg´(=Grenzweg) und im Schlichter die `Tannackerschneise´ die neue, z.T. bis zur Gegenwart gültige Grenze dar. Der Eichenrainweg verlief so schließlich ( inzwischen von der Startbahn West unterbrochen ) in seinem großen, nach Süden offenen Bogen mitten durch den ehemalige `Fünf-Dorf-Mark-Wald` östlich der `Stockstraße´, der den fünf ehemals politisch zusammengehörigen benachbarten Gemeinden Bischofsheim, Seilfurt (wüst geworden und aufgegangen in Rüsselsheim), Rüsselsheim, Raunheim und Flörsheim gemeinsam zustand, bis er in der Neuzeit, nach der politischen Trennung der ursprünglichen Gemeinden in die vier Gemeindewälder von Bischofsheim, Rüsselsheim (zwei Fünftel des ursprünglichen Umfangs), Raunheim und Flörsheim aufgeteilt wurde.

Im Folgenden eine Skizze mit interessanten Wegnamen und Wegführungen in den Wäldern um Mönchbruch; besonders beachtenswert sind die zwei genannten Wegbögen, alte Grenzwege, nördlich und östlich um Mönchbruch und die vom Jagdschloss sternförmig nach Norden ausgehenden Schneisen ´Achtstaudenschneise` und `Mönchbruchallee`, und der nach Süden weisende `Möchbruchpfad`; dazu bemerkenswert die alten Fernstraßen von Trebur in die Wetterau (`Stockstraße`) und von Trebur nach Frankfurt (`Alte Frankfurter Straße`). Nicht eingezeichnet ist die von Norden hereinführende Startbahn West des Frankfurter Flughafens.